Zwei Schriften sind prägend für den Westen: Capitalis Quadrata und karolingische Minuskel. Die eine gibt die Grundformen für die Großbuchstaben oder Majuskeln vor und die andere die Grundformen der Kleinbuchstaben oder Minuskeln. Alles andere sind Moden oder stilistische Ausprägungen von Schriften, die sich über die Zeiten immer wieder aus dem technischen Fortschritt oder den Möglichkeiten der Druckkunst ergaben. Feine Linien etwa sind mit einem Holzschnitt nicht so einfach umzusetzen und auf die Dauer haltbar, wie etwa im Kupferdruck, wenn Metall geätzt wird. Auch die Werkzeuge mit denen die Schriftschreiber und Kalligraphen arbeiten geben die Möglichkeiten vor. Etwa wenn eine Schrift mit einer spitzen Stahlfeder oder einem Federkiel geschrieben wird.
Capitalis Monumentalis und Capitalis Quadrata
Die Capitalis Quadrata findet sich nicht nur in Rom, sondern auch in vielen deutschen Städten wie etwa Augusta Treverorum also in Trier oder in Köln als Capitalis Monumentalis. In Köln etwa in der Ausstellung im Prätorium oder im Römisch-Germanischen Museum. Die in Stein gehauenen römischen Großbuchstaben. Anders als wir es heute gewohnt sind wird die Capitalis Quadrata ohne Wortzwischenräume Großbuchstabe an Großbuchstabe geschrieben.
So sieht ein Satz aus, der ohne Wortzwischenraum geschrieben ist´: DASISTSEHRANSTRENGENDZULESENUNDVORALLEMAUCHLANGSAM. Im übrigen gelingt eine ausgeglichenere und schönere Schriftgestaltung, wenn auf Wortzwischenräume verzichtet wird. Aber die Lesbarkeit. Wie das Beispiel zeigt. Es ist die Buchschrift der Römer und sie kannte wie viele spätere Antiqua-Varianten Serifen. Vereinzelt finden sich Ligaturen. Die Grundform eines Buchstaben „A“ als Dreieck oder einem „O“ als Kreis gilt bis heute.
Schneller schreiben und lesen
Es gab auch eine Capitalis Rustica, die mit Federn kursiv und schneller etwa auf Wachstäfelchen geschrieben wurde. Zwei Dinge allerdings waren schwierig. Das Schreiben von Großbuchstaben in der Form der Capitalis Quadrata ist aufwendig und kostet viel Zeit. Das heißt es ist langsam. So gingen die Menschen dazu über die Formen, die sich an Quadrat, Dreieck und Kreis orientierten auszurunden. Warum: Es ist einfach schneller zu schreiben. Über den Übergang von Halbunziale, die immer noch eine Majuskelschrift war, wurde im Rahmen der Bildungsreform von Karl dem Großen die karolingische Minuskel zur Buchschrift. Sie zeigte die Kleinbuchstaben. Die wurden anders als etwa in der heutigen Lateinischen Ausgangsschrift nicht miteinander verbunden, sondern als Einzelbuchstaben geschrieben. Aber er gab zwischen den Wörtern Zwischenräume. Die verfassten und von Hand geschriebenen Texte waren so schneller zu schreiben und schneller zu lesen. Dazu passt, dass es bei Schriftstücken in karolingischer Minuskel wenig Ligaturen gibt. Karl der Große verfügte, dass die karolingische Minuskel flächendeckend in Deutschland eingeführt wurde.
Das kurze Fazit lautet: Die Menschen wollten schneller schreiben und lesen und passten so die Grundformen der Schriften an. Der Schönschreiber Andi Goral kann beide Schriften und die Halbunziale mit einer Schreibfeder und Tinte schreiben.